Denke ich an Kroatien, so denke ich sofort an Strand und Sommer und Seafood. Kein Wunder, denn das Land am Mittelmeer besteht praktisch nur aus Küste. Sollte man meinen. Dabei hat Kroatien so viel mehr zu bieten, eine pulsierende und junge Hauptstadt Zagreb zum Beispiel und das verträumte Innland Slavonien, ein Gebiet, dass sich über eine Breite von 150 km zwischen Südungarn und Bosnien erstreckt und als Kornkammer Kroatiens gilt. Ich muss zugeben, dass ich bisher nicht besonders viel über Kroatien wusste und absolut gar nichts über Zagreb und Slavonien. Die Zeit war also mehr als reif für einen Trip nach Kroatien.
Die Reise schien von Anfang an verhext. Erst gab es Probleme mit dem Ticket, dann verpasste ich fast meinen Anschlussflug in Frankfurt am Main nach Zagreb und als ich dann kurz vor Mitternacht endlich in Zagrebs super modernem Flughafen stand, fehlten plötzlich Gepäck und Fahrer. Ach ja, und natürlich funktionierte mein Handy nicht und so ziemlich alle Geschäfte hatten bereits geschlossen. Ich tat also das, was jede erwachsene, emanzipierte Frau in meiner Situation tun würde, ich weinte und schimpfte unbekannterweise auf Zagreb. Ein sehr netter Mensch hatte schließlich Mitleid mit mir, ließ mich sein Handy benutzen und so saß ich nach 30 sehr dramatischen Minuten endlich im Auto meines Fahrers. Auf der Fahrt ins Stadtzentrum von Zagreb bekam ich eine erste Vorahnung davon, wie unfassbar gastfreundlich die Menschen hier sind und wie wunderschön es hier ist. Ich lachte und staunte und die Strapazen der Anreisen waren (fast) vergessen.
A Quick Guide to Zagreb and Slavonia, Croatia
Alt trifft neu in Zagreb
So richtig kann ich nicht sagen, woran es genau liegt, aber ich habe mich in diese Stadt verliebt. Zagreb ist die größte Stadt Kroatiens und voller Gegensätze. Alt trifft neu beschreibt es hier ganz gut, denn neben modernen Bauten gibt es vor allem viele historische Gebäude zu entdecken. Außerdem ist die Bevölkerung der Hauptstadt ganz gut durchmischt. Denn hier fühlen sich sowohl junge Menschen, wie auch ältere Generationen wohl. Zagreb ist das politische, kulturelle und administrative Zentrum Kroatiens und das merkt man auch. Besonders gut lässt sich die Stadt zu Fuß oder mit den blauen Straßenbahnen erkunden, mit der Zagreb City Card geht das auch ganz bequem und ziemlich günstig. Ein besonderes Highlight ist das Stadtviertel Gornji Grad im Zentrum Zagrebs. Zusammen mit dem Stadtviertel Kaptol bildet Gornji Grad den alten Zagreber Stadtkern, Autos fahren hier nicht und man erreicht diesen Teil der Stadt nur zu Fuß oder mit der kürzesten Standseilbahn der Welt. Gornji Grad punktet nicht nur mit alten Gebäuden, dem Wachwechsel der berittenen Garde vor der St.-Markus-Kirche und einem sehr, sehr lauten Kanonenschuss um 12 Uhr Mittags, auch die Aussicht auf die Stadt ist von hier oben unfassbar schön. So schön, dass ich nicht mehr weg wollte.
Zagreb ist wie gesagt sehr jung, weswegen auch hier die hippen Restaurants aus dem Boden sprießen wie Pilze. Im Otto&Frank gibt es beispielsweise moderne Bar Food und leckere Drinks. Abends sollte man unbedingt ins Vinodol gehen und lecker essen, Leute gucken und Weinchen trinken und sich von dort aus ins Nachtleben stürzen, denn in Laufrichtung ist garantiert was los, das Restaurant liegt nämlich im Zentrum und Ausgehviertel Zagrebs. Den Kater kann man sich dann in einem der unzähligen Frühstücksrestaurants wegjuicen, ich habe das Eggspress gewählt und wird nicht enttäuscht. Die feste Nahrung soll dort übrigens auch sehr gut sein, das konnte ich allerdings nicht testen.
Slavonia – Raus in die Natur
Nach der Stadt brauche ich oft das Land. Ich liebe Städte, allerdings bringen sich mich in Unruhe und zurück zu mir und meiner inneren Ruhe finde ich nur auf dem Land (Dorfkind halt), weswegen es mich nach meinem Besuch in Zagreb zu einem Roadtrip durch Slavonien verschlug. Slavonien liegt im östlichsten Teil von Kroatien und hat so gar nichts mit dem wilden Touristmustreiben an der Küste gemeinsam.
Hier kann man so richtig abschalten und wird dabei garantiert nicht gestört. Allerhöchstens kommt jemand vorbei und fragt, ob man (schon wieder) etwas essen möchte. Gastfreundschaft wird hier nämlich mehr als groß geschrieben und bedeutet in dieser Region außerdem, dass man die Gäste alle 20 Minuten füttert. Gerne mit mehreren Gängen kräftiger Hausmannskost. Und was macht man jetzt in Slavonien? Man kann zum Beispiel durch die Wälder des Papuk Naturparks wandern und dort Wasserfälle bestaunen oder nach Noskovačka Dubrava fahren und Vögel gucken, mit Golfcarts durch die Wälder von Kunjevci) heizen und Rehe gucken oder am Borovik See traditionell gegrillten Karpfen essen, der kurz zuvor noch ahnungslos im See schwamm. Besonders gut hat mir persönlich auch die Stud Farm Đakovo-Stallion gefallen, nicht nur, weil wir mit auf die Koppel durften und mich das in meine Kindheit zurückversetzt hat, als ich begeistertes Pferdemädchen war und auf diversen Reiterhöfen abhing, sondern weil ich da auch sehr viel über Lipizzaner gelernt habe. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass diese Pferderasse mit braunem Fell geboren wird und erst nach einigen Jahren ihre berühmte weiße Fellfarbe bekommen. Kroatien ist ja bekannt für seinen Wein und einige der besten Weine Kroatiens kommen aus Slavonien. In der Winery Kutjevo kann man bestaunen, wie Weinherstellung im großen Stil funktioniert und das OPOĐE hat nicht nur die beste Aussicht in ganz Slavonien, sondern auch einen ziemlich tollen Weinkeller. Kulturinteressierte werden sicherlich am Eco-ethno Dorf Stara Kapela, der Festung in Slavonski Brod, dem Stjepan Gruber’s Local History Museum oder der St. Peter Kathedrale in Đakovo Freunde finden, die übrigens auch einen eigenen Weinkeller hat und der Wein hier hat mir mit Abstand am besten geschmeckt. Slavonien ist Liebe auf den zweiten Blick, reißende Flüsse und tiefe Wälder, Natur und Tradition und sehr, sehr viel Rakija, das ist Schnaps in allen Variationen, der zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit getrunken wird. Živjeli!
Photo / Sophia Giesecke
*This trip was made possible thanks to Croatia Tourismboard.
*The opinions expressed here represent, as always, my own.
The last picture…🖤🌿