Ramen ist schon lange kein Geheimnis der japanischen Küche mehr, doch egal wo ich in Europa oder Amerika Ramen essen, es schmeckt nie so gut wie in Japan selber. Natürlich liegt es daran, dass auch die Zutaten sowie andere Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Deutsches Schwarzbrot beispielsweise schmeckt immer anders, als wenn es deutsches Schwarzbrot in Japan ist – und genauso ist es mit Ramen.
Die Zutaten, die Atmosphäre, die Sprache und auch die Mentalität sind verschiedene Faktoren und bilden so eine Gesamtkomposition für das einzigartige kulinarische Erlebnis. Diese gehen Hand in Hand mit unserem Geschmacks- und Geruchssinn und sind zudem sehr mit unseren Erinnerungen eng verstrickt. Und dieses folgende (Geschmacks-) Erlebnis, welches ich in einem Laden in Tokyo erlebt habe, werde ich niemals vergessen. Das beste Beispiel ist wohl die Szene aus dem Pixar Film Ratatouille, indem der Restaurantkritiker Anton Ego das Ratatouille Gericht der Ratte Rémy probiert und direkt in die Erinnerungen seiner Kindheit katapultiert wird.
Die nachfolgenden Ramen, die ich außerhalb Japan gegessen habe werden wohl nie die Erinnerungen meines ersten Tsukumen im Fuunji Ramen ersetzten können, und auch wenn ich diese in Deutschland oder Europa irgendwo wieder finde, ist es nicht das gleiche. Wieso? Deswegen:
Tsukemen Dipping Ramen
at Fuunji Ramen in Shinjuku
Da stand ich nun, in der Warteschlange um 20 Uhr, geordnet in Reih und Glied auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Shops, denn Japaner wissen wie man sich richtig und effizient anstellt (eines der Local Quirks die ich in Japan liebe). Doch kommen wir nun zum wichtigen Teil: Mitten in Shinjuku, bekannt für seine Vergnügungsviertel und unzähligen Love-Hotels liegt Fuunji Ramen: klein, gemütlich und rappelvoll! Doch wenn man sich in Japan für Essen anstellt und um einen herum nur Locals sind, kann man sicher sein, dass es gut wird und vor allem gut ist. Im Ramen Shop angekommen steht direkt ein Automat an dem man sein Essen direkt bestellt und bezahlt und ein Coupon entgegennimmt, um diesen dann an den Chef hinter der Theke gibt, sobald man einen Sitzplatz zugewiesen bekommt.
Eine Portion Ramen liegt bei unschlagbaren 1000 ¥, umgerechnet also nur 7,50 €!
Dip it like it’s hot!
Fuunji ist natürlich kein gewöhnlicher Ramen Shop (auch wenn es natürlich klassische Ramen gibt) und gerade deswegen MÜSST (!) ihr unbedingt die Spezialität des Hauses probieren: Tsukemen (つけ麺), auch bekannt als ‚Dipping Ramen‘. Wie man schon an dem Namen erahnen kann, kommt die Brühe oder Soße separat zu den Ramennudeln und werden einfach gedippt und dann gegessen. Die Nudeln sind bissfest und lecker, doch der wirkliche Star bei Fuunji Ramen ist die cremige, salzig & fettige Suppe ohne allzu schwer zu sein. Umami ist hier das Stichwort, denn die Suppe sieht und schmeckt zwar wie tonkotsu-gyokai (Basis aus Fisch & Schweineknochen), dennoch besteht die Brühe nur aus Hühnerkarkasse, Katsuo (Bonito Fisch) und Kombu (Alge). Als Topping gibt es das typische Ramen-Ei, Nori (Seetangblätter), Chashu (geschmortes Schweinefleisch) und einen Klacks Fish-Powder, die die Suppe sehr cremig und seidig macht, sobald man diese mit einrührt.
Eine Geschmacksexplosion, wenn man die Ramennudeln in sich hineinschlürft und die bissfesten Nudeln mit der salzigen Brühe sich vermischt und der süße Geschmack des perfekt gekochten Ramen-Ei den Mund füllt!
Anders als erwartet hat Miyake-san, Gründer von Fuunji Ramen, keine klassische Ausbildung in einem Ramen Shop absolviert, sondern hat seine Leidenschaft für Ramen in die Tat umgesetzt und einen eigenen Laden eröffnet, nachdem er systematisch alle besten Ramen Shops in Tokyo getestet hat. Nun beschäftigt er vier bis fünf Mitarbeiter auf der Fläche einer 2-Mann-Ramen-Küche und jeder Einzelne von Ihnen hat genau eine einzige Aufgabe. Miyake-san selber ist für die Ramennudeln verantwortlich und man kann sehen wie konzentriert und routiniert er die Ramen kocht und eigenhändig portioniert.
Fuunji Ramen
渋谷区Yoyogi, 2 Chome−14−3 北斗第一ビル
Japan, 〒151-0053 Tokyo,
Öffnungszeiten / 11 – 15 & 17 – 21 Uhr
Ruhetage / Sonntag & Feiertage
Eine kleine Übersicht mit den wichtigsten Tipps für euren unvergesslichen Besuch im Fuunji Ramen, Tokyo:
- Bringt Zeit mit! Wenn das Restaurant voll ist und man vor allem zu den Stoßzeiten kommt, kann man bis zu einer Stunde in der Schlange stehen.
- Ungeeignet für große Gruppen, dennoch möglich, wenn man nicht unbedingt darauf Wert legt, nebeneinanderzusitzen. (Wir waren zu 5 und wurden in eine 3er und 2er-Gruppe aufgeteilt)
- Wenn man direkt reinkommt, bestellt und bezahlt man am Automaten, was für Japan ganz typisch ist, und erhält dann ein kleines Ticket, das man anschließend dem Chef auf Anfrage abgibt.
- Ihr wollt sowohl Ramen als auch Tsukemen essen? Kein Problem, denn Sharing is Caring (und es lohnt sich!)
- Große oder ‚kleine‘ Portion? Als Foodie muss sogar ich zugegeben, dass die Kleine ganz schon Groß ist und die große Portion (doppelt so viel Ramen) ganz schön gigantisch ist. Das Tolle daran, es gibt keinen Aufpreis bei der großen Portion!
- Achtung! Die Augen sind immer großer als der Magen!
- Schlürfen gehört & bitte nicht die Ramennudeln abbeißen ;)!
Letztendlich muss ich sagen, dass die Tsukemen im Fuunji Ramen zu den besten Mahlzeiten und Erlebnissen in Tokyo gehören und ich es jedem wärmstens ans Herz legen, dort auch einmal vorbeizuschauen! Und wer weiß, vielleicht werde ich irgendwo auch einmal diesen Ratatouille Moment erleben, wenn ich wieder leckere Tsukemen esse. Ansonsten muss ich natürlich zurück nach Tokyo um diesen geschmacklichen Orgasmus der salzigen Tsukemen in Fuunji Ramen wiederzuerleben. いただきます (jap. itadakimasu; Guten Appetit)!
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Photo / Alice M. Huynh