Eine Art Legende, die man nur von Erzählungen, Filmen, alten Malereien und Fotos kennt: mit weiß bemalte Haut, rote Lippen, schwarzes Haar und dunkel-braune Augen, die im Licht fast schon schwarz erscheinen. Ein Kimono aus den wohl teuersten und edelsten Stoffen, die man je gesehen hat und eine weiche Stimme, die mit ruhigen Handbewegungen unterstrichen werden … genau so müsste es wohl sein, wenn man eine echte Geisha oder Meiko (Geisha in Ausbildung) trifft.
Und genauso war es auch. Ein unglaublich berauschendes und aufregendes Erlebnis, denn ich glaube nicht das viele von sich behaupten können, eine echte Geisha oder Maiko getroffen, mit ihr geredet und Tee getrunken zu haben.
Maikos & Geishas in Kyoto
Nun fragt ihr euch sicherlich wie es zu dieser Begegnung kam, natürlich kann man solche Touren organisieren oder man trifft auch manchmal auf echte Geishas auf der Straße im Kyoter Gion Viertel, auf dem Weg zur Arbeit. Was auch ich vorher nicht gewusst habe: In Kyoto kann man sich Kimonos ausleihen, sich also als Geisha verkleiden, sich so schminken lassen und dann eben so durch Kyoto laufen. Hat irgendetwas von den Touristen die sich meistens komische kurze Dirndl fürs Oktoberfest kaufen und damit dann eben durch München laufen, so ungefähr kann man das mit Kyoto und den Kimonos & Geishas vergleichen.
Nachdem wir nur Gerüchte gehört haben, das ein Abend mit einer Geisha, die wohlgemerkt nur als Unterhaltung in traditionellem Gesang, Musik und Begleitung dient, (!), rund 5000€ kostet, haben wir es gar nicht gewagt, in ein Ichiriki Chaya, oder auch Ochaya, sogenannte Geisha „Teehäuser“, zu gehen. Diese „Teehäuser“ sind nur für sehr exklusives, reiches Klientel sowie deren Begleitung gedacht, die diese Mitgliedschaft schon von Generation zu Generation weitergeben bekamen. Auch ein sehr enges Band zu diesen Häusern muss vorerst bestehen, bevor man Mitglied werden kann.
An diesem Abend standen uns nun die Tore eines dieser Häuser aber offen, da die Manager des Hyatt Hotels nicht nur angesehene Personen in Kyoto sind, sondern auch Mitglieder eines Ichikiri Chaya, ging es für uns nach dem Abendessen in ein Geisha „Teehaus“. Als wir die Straßen mit den schwarzen Taxen entlang fuhren und immer langsamer wurden, wusste ich, als die roten Papierlaternen hell erleuchteten, dass wir da sind. Ganz angespannt und nervös folgte ich nun den Managern, die vorausgingen, zogen unsere Schuhe im Eingang aus und wurden erst einmal von einer älteren Frau in einem schlichten dunklen Kimono begrüßt. Okāsan, auf Deutsch übersetzt „Mutter“, nennt man diese mit einer liebenvollen Strenge blickende Frau, sie ist sozusagen die Mutter der Geishas und Maikos und betreut diese während ihrer Ausbildung. Sie schob die dünnen Holztüren mit Papierfasern, auch Shoji genannt, beiseite und es ertönten Stimmen und Lachen. Als wir den Raum betraten, war die Bar links von uns, ältere Herrschaften saßen dort, redeten mit einer Geisha und rechts war ein kleiner Tisch mit Sitzkissen für uns vorbereitet worden. Weiter rechts von dem Tisch war ein kleiner Wintergarten angelegt, der in der Nacht von einigen Lichtern erleuchtet worden ist. Ich setzte mich nun im beknieten Zustand auf diese Sitzkissen und in jedem Moment wusste ich das auch uns eine Geisha gleich Besuch abstatten wird. Die Schiebetür geht auf und da war sie nun:
„Unsere“ Geisha für diesen Abend.
Durch ihren mehrlagigen bestickten Kimono und ihrem unten hin eng verlaufenden Saum, konnte sie nur kleine aber schnelle Schritte machen, sie kniete sich hin und verbeugte sich bei jedem Einzelnen vor uns, danach reichte sie uns ihre Visitenkarte. „Fumiyoshi“ stand darauf und ist sozusagen eine Zusammensetzung ihres bürgerlichen Namens und das ihrer Maiko-Schwester. Fumiyoshi ist eine Maiko, also eine Geisha in Ausbildung und ist unglaubliche junge 16 Jahre alt. Mit 15 zog sie von Tokyo nach Kyoto, um dort in die Ausbildung zu gehen, nun ist sie im 2. Lehrjahr, was durch den Blumenschmuck in ihrem Haar, sowie die rote Unterlippe sichtbar gemacht wird. Maikos werden alle Auszubildenden genannt, solange diese noch unter 20 sind. Ab 20 kann dann die Ausbildung zu einer Geisha begonnen werden.
Sie selber erzählte mit einer sehr ruhigen Stimme und einem charmanten Lächeln über ihr Interesse an traditionellen Kimonos und kam somit auf die Idee eine Geisha zu werden. Mit leichten Gestikulierungen zu ihren Geschichten erzählt sie von ihrem Alltag. Geishas leben in Geisha-Häusern, zusammen mit ihren „Schwestern“ und „Geisha-Müttern“, die für die Ausbildung sowie Kleidung aufkommen. Die Ausbildung ist kein Zuckerschlecken, alle jungen Frauen, die die Ausbildung anfangen müssen neben den traditionellen Werten und dem Unterricht in japanischer Musik sowie Gesang, auch den Kyoter Dialekt erlernen. Sie müssen sich an strenge Regeln halten und dürfen auch der Hausmutter und großen Schwestern nicht widersprechen. Jede junge Maiko bekommt immer eine Geisha zugeordnet, die dann sehr eng mit ihr zusammenarbeitet und wie eine große Schwester sie in die Gepflogenheiten einer angehenden Geisha einbringt. Der Tag endet meistens nicht bei vielen Jobs schon um 17 Uhr, sondern fängt erst um 17 Uhr an, nachdem alle Hausarbeiten sowie Trainings erledigt worden sind.
Auch an diesem Abend war es schon recht spät, um genau zu sein schon Mitternacht, und dieses junge Mädchen sowie ihre Kolleginnen, waren noch am Arbeiten und unterhielten die Gäste, welche vermehrt aus älteren Männern bestanden, mit Gesprächen, Tanz oder Gesang. Zudem ist es wichtig anzumerken, das diese Frauen keine Prostituierten sind, jede Geisha und Maiko kann sich frei entscheiden was sie macht und was nicht. Eine Regel gibt es dennoch, eine Maiko oder Geisha darf keinen Freund oder Ehemann haben.
Auch natürlich das Aussehen der Maikos und Geishas ist bis ins Detail geplant. Im ersten Jahr müssen die jungen Frauen eine bestimmte Art von Kimonos, Haarschmuck sowie Make-up tragen. Erst die Art des Kimonos sowie die vollen roten Lippen, schwarzen Eyeliner, weißen darauf hin, dass es eine ausgebildete Geisha ist.
Für die ganze Aufmachung braucht sie jeden Morgen eine halbe Stunde, um sich fertigzumachen. Die Haare werden mit einer Textur getränkt und verbleiben in der fertigen Frisur so eine Woche lang, danach wird es ausgewaschen und wieder in die Frisur eingearbeitet. Sie schlafen auf kleinen Nackenrollen, um ihre Frisur während des Schlafen nicht zu beschädigen.
Als der Abend nun zu Ende ging, hatte ich eine Unmenge an Respekt an diese jungen Frauen, die aus Leidenschaft die Arbeit sowie Traditionen der damaligen japanischen Kultur einer Geisha verfolgen und anstreben. Auf die Frage, ob sie dies nach ihrer Ausbildung weiterführen möchte (alle Maikos und Geishas dürfen sich selber entscheiden ob sie dies weiterhin machen möchten oder nicht), sagte sie mit sicherer Stimme auf jeden Fall.
Respekt an diese Schönheit, Disziplin, Grazie und Leidenschaft eines erst 16-jährigen Mädchen und ich schätze diese Erinnerung sehr, welche wohl die wahrscheinlich schönste Erinnerung an meine Japan-Reise ist. Vielen Dank noch einmal an das Hyatt Regency Team in Kyoto für diesen unvergesslichen Moment. Love, Alice.
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Photo: I heart Alice
Das ist ja eine tolle Erfahrung!!!