Über eine Woche ist es nun her, dass ich meine Kollektion in der letzten Etappe meines Studiums im Rahmen einer Graduate Fashion Show (hier gibt es ein Backstage Video) gezeigt habe. Es ist nun offiziell vorbei und ich kann es immer noch nicht glauben.
Umso mehr freue ich mich jetzt endlich die Bilder meines Lookbooks in Kombination mit dem Image-Video und meinen Gedanken bei dem Prozess meiner Bachelor-Kollektion, zu veröffentlichen. Es war ein langer, stressiger Weg und ich kann nicht oft genug erwähnen wie dankbar ich für die tatkräftige Unterstützung bin! Nun, bevor ich wieder eine Dankesrede schreibe (wie z.B. hier, bei dem Backstage Beitrag zur Graduate Show), gibt es endlich meine Gedanken und alles rund um meine Abschlusskollektion „FRESH OFF THE BOAT“.
Alice M. Huynh – FRESH OFF THE BOAT
Der Prozess
„Aller Anfang ist schwer“ und Alice M. Huynh – FRESH OFF THE BOAT war nicht einfach da – so erging es mir hauptsächlich bei meiner Bachelor-Kollektion. Ich wusste schon immer, dass ich irgendetwas in Richtung asiatischer Kultur und meinen Wurzeln machen möchte, doch ich fragte mich: „Was genau soll ich denn machen?“. So vergingen die Wochen mit erhöhtem Druck und Inspirationslosigkeit.
Ich hatte das Gefühl nicht bereit zu sein. Trotz meiner Reise nach Thailand und Kambodscha, wo ich Energie aus den alten Ruinen und Tempeln von Angkor Wat schöpfte, konnte ich meine Muse nicht finden. Ich bin ein Mensch, der es einfach nicht erzwingen kann und will (wer will das schon?) – somit kam es für einige Personen so rüber, als wäre ich schlichtweg faul.
Es gab Momente bei denen ich mir Einiges anhören musste. Meine Arbeitsweise ist, zugegebenermaßen, wirklich sehr Eigen und nicht immer „pflegeleicht“ – doch das sehe ich hier auf keinen Fall als Problem. Neben einigen Kritiken kamen natürlich auch meine persönlichen Zweifel auf. „Ist es das Richtige?“, „Bin ich gut genug?“ oder „Sehen meine Sachen wirklich aus, als wären sie von COS?“ – viele dieser Dinge schwirrten in meinem Kopf herum. Welcher Punkt in diesem Prozess mich dazu brachte mich endlich aufzurappeln weiß ich bis heute selbst nicht genau.
„Sehen meine Sachen wirklich aus, als wären sie von COS?“
Ich bin immer recht schnell in der Umsetzung und in der Auswahl von Materialien. Schwer tue ich mir jedoch in den Skizzen, der Formfindung und den Schnitten, bei der ich die meiste Zeit investiere. Ich sehe mich nicht als Visionär in der Schule wie es einst Margiela oder Alexander Wang waren, und setze mich auch nicht auf das selbe Level wie diese Größen. Ich arbeite gerne nach Gefühl, mit Gegebenheiten, Improvisation und vor allem mit dem Zufall.
Man muss hierbei sagen, das ich wirklich kein organisierter Mensch bin. Das Vergessen von Kleinigkeiten sehe ich manchmal auch als Vorteil, denn so können sich Situationen schlagartig ändern. Es macht mir Spaß mal einen anderen Weg einzuschlagen als geplant. Warum also nicht das Schicksal entscheiden lassen? Warum nicht einfach mal alles dem Zufall überlassen und aus dem etwas machen, was man hat? Es kommt immer anders als man denkt. Immer.
Natürlich ist dies nicht unbedingt gerne gesehen, vor allem bei meinen Mentoren.
Ab und zu bin gerne mal ein Einzelkämpfer und ein kleiner Sturkopf, der Arbeiten alleine fertigt. Die Folge hierbei ist, dass viele dann nicht verstehen können, was ich mit meinen Sachen ausdrücken möchte.
Intensiv habe ich ca. 4 Wochen an der Kollektion gearbeitet, in dieser Zeit musste ich Zeichnungen und Skizzen erstellen, diese entweder detailliert ausarbeiten oder sogar komplett verwerfen. Ich hatte über 100 verschiedene Skizzen zu unterschiedlichen Teilen und Outfits und nur die Besten wurden realisiert.
Selbstverständlich mussten die Stoffe passen. Wenn man beispielsweiße nicht die richtigen Materialien für eine Jacke hat, dann wird diese evtl. anders aussehen als geplant – und das gleiche Spiel geht auch anders herum. Da jeder Mensch anders ist, ist jeder Schnitt auch sehr individuell, vor allem wenn man an einem Modell arbeitet. Es müssen mehrere Prototypen entstehen und manchmal musste ich diese sogar 3x abändern und noch einmal neu nähen.
Mein warscheinlich liebster Part sind die Materialien und Stoffe. Ich habe mir einige Stoffe aus NYC importieren lassen, nachdem ich dort zuvor intensiv nach den richtigen Stoffen und Farben gesucht hatte. Als ich jedoch die Nachricht bekommen habe, dass diese noch nicht einmal das Land verlassen haben, hätte ich einen Nervenzusammenbruch bekommen können. Somit trafen die Stoffe erst nach einer 4-wöchigen Verspätung in Deutschland ein, da sie beim Zoll steckten. Einige andere Materialien habe ich von verschiedenen Großhändlern aus München und Paris. In die Läden gehen, die Stoffe zu fühlen und sich inspirieren zu lassen ist einer meiner größten Quellen für Ideen. So unterschiedlich wir auch alle im Jahrgang sind, so unterschiedlich ist auch die Herangehensweise. Nach 3 Jahren im Studium habe ich gemerkt, dass ich zuerst die Stoffe brauche um etwas zu kreieren und Inspiration zu finden. Denn Stoffe können so vieles erzählen und auch der Auslöser sein, ob eine Kollektion gut oder schlecht ankommt.
Als meine verspäteten Stoffe aus NYC in Deutschland ankamen (2 Wochen vor dem Shooting!) konnte es erst richtig losgehen. Es wurde ausgeschnitten, genäht, aufgetrennt und wieder zugenäht bis alles endlich fertig war.
„Schlaf? Kenne ich nicht!“
Und natürlich ging das alles nicht ohne einige Überstunden. Ich bin bereits daran gewöhnt kurz vor dem Shooting sehr lange zu arbeiten. Ab und zu arbeiteten wir, ich und einige meiner Kommilitoninnen, bis spät in die Nacht oder sogar auch bis zum Morgengrauen. Es gab also Tage, oder besser gesagt Nächte, in denen wir knapp 15 Stunden in der Uni verbrachten. Wir versuchten uns mit Kaffee und Koffeintabletten wach zu halten und es wurden Fertiggerichte bis zum abwinken gegessen bis wir kurz vorm, auf gut deutsch, abkratzen waren.
Die letzten 3 Wochen vor dem Shooting konnte ich, wenn ich Glück hatte, 4 Stunden schlafen. Denn neben der Kollektion müssen auch noch ein Lookbook gestaltet, Illustrationen & technische Zeichnungen angefertigt, eine wissenschaftliche Arbeit & Konzept geschrieben werden. Das Shooting (also Model, Hair & Make-up, Fotograf, Videograf, Helfer, Stylisten etc.) musste ebenfalls organisiert werden. Es steckt also noch viel mehr dahinter als nur eine fertige Kollektion.
Der Tag, bzw. die Nacht vor dem Shooting ist eigentlich immer die stressigste, doch dieses Mal muss ich sagen, dass ich sogar 2 Stunden Schlaf hatte! Normalerweise mache ich immer die Nächte durch und fahre direkt zur Location, doch da ich sehr sehr viele tolle Helfer für meine Kollektion hatte (die beispielsweise Säume bei den Kleidern hochgenäht haben etc.), habe ich mir mehrere Stunden gespart und konnte lebensnotwendigen Schlaf nachholen.
Das Konzept & Idee
Es ist wohl einer meiner emotionalsten Themen, die ich je für meine Arbeiten ausgewählt habe. Viele meiner Werke beinhalten natürlich auch immer eine persönliche Story. Meine S/S15 Kollektion, die der Findung seiner selbst und dem richtigen Weg gewidmet ist, sowie meine älteren Arbeiten wie die S/S 14 und Resort 14, über Schizophrenie und die Sehnsucht sind einige Beispiele dafür.
Dieses mal ist es aber anders. Diese Kollektion wurde durch die Flüchtlingsgeschichte zweier Menschen inspiriert, die in den 70er Jahren, durch die Folgen des Vietnam-Krieges, im jungen Alter von 17 Jahren aus ihrer Heimat geflohen sind.
FRESH OFF THE BOAT
… ist ein Begriff aus dem amerikanischen Slang und bezeichnet Einwanderer, vor allem aus dem südostasiatischen Bereich, die sozusagen „frisch vom Boot“, da damals das gängige Fortbewegungsmittel Schiffe/Boote waren, in die westlichen Ländern (spezifisch USA) immigrierten. Diese sich aber noch nicht, sei es Kultur oder Sprache, eingelebt und eingebürgert haben. Auch ich, als in Deutschland geborene Vietnamesin/Chinesin kann mich trotzdem noch damit identifizieren.
Für meine Recherche und meiner wissenschaftlichen Arbeit wurden Quellen benötigt, wo ich ebenfalls die Möglichkeit hatte zwei Interviews zu führen. Bevor ich nun ganz ausschweifend werde und alle Details aufliste, was damals in den 70er Jahren in Vietnam während dem Krieg geschehen ist, denke ich, dass dies eher unwichtiger für die Recherche sowie die Geschichten der folgenden Personen und meiner Kollektion ist. Auch wenn der Krieg natürlich der Auslöser war, möchte ich diesen, schon sowieso langen Blogeintrag, nicht in einen Geschichtsunterricht verwandeln. Der Zeitraum dieser Begebenheiten spielte sich um die 1975.
Thi Kieu Hanh Nguyen
Die damals 17 jährige Vietnamesin Hanh floh in einer Nacht-und-Nebelaktion, als Älteste von insgesamt 8 Geschwistern (die Jüngste war nicht einmal 3 Jahre alt), von Vietnam mit ihren Eltern und einigen Tanten/Onkeln auf dem damaligen typischen überfüllten Holzbooten aufs Meer. Das Ziel war in Länder wie Singapur, Taiwan, Japan etc. zu fliehen um dort Schutz vor dem Krieg zu finden. Sie erzählte mir wie die Sonne auf ihren Rücken brannte und jede Familie nur zwei Suppenkellen Wasser am Tag bekam. Als das Wasser knapp wurde flehten sie vorbeifahrende Handelsschiffe an und versuchten vergeblich durch Rufe auf sich aufmerksam zu machen, viele dieser Schiffe fuhren jedoch vorbei. Nach weiteren 4 Tagen auf dem Meer hielt letztendlich ein großes Handelsschiff, dass auf dem Weg nach Japan war, an und nahm die rund 20 Erwachsenen und 50 Kinder/Jugendliche auf.
Nachdem die Medien auf die Situation der „Boatpeople“ aufmerksam geworden sind, haben viele Ländern, darunter auch Japan, zugestimmt, den Flüchtlingen aus Vietnam Asyl zu gewähren. Hanh blieb 2 Jahre in Japan, bevor sie ihr Visum für Deutschland bekam.
Van Hoai Huynh
Der gebürtige Chinese Hoai war damals ebenfalls 17 und die zweite Generation von Chinesen in Saigon (damalige Hauptstadt von Vietnam). Nachdem der Krieg ausbrach musste jedoch auch seine Familie fliehen. Hoai erzählte mir, dass es schwierig war als ganze Familie zu fliehen, da die Grenzübergänge in allen Städten, wie damals in der DDR, streng bewacht wurden. So schickten ihn seine Eltern alleine aus der Stadt, um wenigstens einen von insgesamt 4 Kindern aus dem Krieg zu bringen. Nachdem er, genauso wie Hanh in einer Nacht-und Nebelaktion, in den Süden floh, kam er letztendlich auf das 30m lange und 3-etagige Holzboot mit ca. 320 Menschen an Bord, dass ihn in seine Freiheit schicken sollte. Auf der 6-tägigen Überfahrt hatte Hoai nicht sehr viel Glück und er erzählte mir mit zitternden Stimme wie jede Nacht ihr Boot von Piraten oder der Grenzpolizei überfallen und ausgenommen wurde. Sie schickten die Boote, nachdem sie viel Geld und Gold eingesammelt haben, wieder aufs offene Meer. Die vierte Nacht war wohl die schlimmste Nacht von allen. Sie wurden, in der Nähe der thailändischen Küste, von Piraten gefangen genommen die Maschinengewehren auf die Menschen richteten. Als diese keine Wertsachen mehr fanden, vergriffen sie sich an den Frauen und Mädchen, entführten und vergewaltigten diese. Männer die sich für ihre Mütter, Frauen, Töchter oder Schwestern eingesetzt haben, wurden erschossen oder ins Meer gestoßen.
Hoai’s Reise endete hier noch nicht, denn die Piraten schickten das Boot wieder auf das offene Meer und nach 2 Tagen ohne Wasser strandeten sie an der malaysischen Küste. Dort wurden sie auf die Flüchtlingsinsel Pilao Bidong gebracht und vom Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen betreut. Haoi bekam, so wie jeder Flüchtling, eine bestimmte Wochenration bestehend aus Frischwasser, Reis und eine Büchse Sardinen. Nachdem ihm durch die eintönige Ernährung die Vitamine fehlten, begannen er und andere Flüchtlinge die Rinde und Blätter der Bäume zu essen. Er verbrachte insgesamt 8 Monate auf dieser Insel, bis das Visum für Deutschland genehmigt wurde. Durch das damalige Gesetze der Familienzusammenführung für Minderjährige gelang es ihm seine Familie nach Deutschland zu holen.
Krieg, Vergewaltigungen und Hoffnung
Die bereits oben erwähnten Personen, die ich interviewt habe, sind natürlich nicht irgendwelche Flüchtlinge. Sie sind diejenigen, die die Inspiration und die Idee hinter meiner Abschlusskollektion erst so richtig spannend und persönlich machen. Diese Kollektion basiert auf der Geschichte meiner Eltern und all jener Eindrücke und Bilder, die sie mir durch ihre Erzählungen in meinen Kopf projiziert haben.
Die Designs
Meine Designs bzw. meine Kollektion ist auf keiner Weise offensichtlich von einer Flüchtlingsgeschichte inspiriert. Meine Models tragen keine zerfetzen Kleider, die Fotos vom Lookbook erinnern auch nicht an den Krieg. Doch genau, dass, wie ich finde, zeichnet auch meinen Stil aus: Zurückhaltend und nicht offensichtlich.
Noch nie war ich zuvor so zufrieden mit einer Kollektion. Natürlich stecke ich noch, was Modedesign betrifft, in den Kinderschuhen. Dennoch fühle ich mich, als hätte ich mich endlich langsam gefunden, bzw. bin auf dem richtigen Wege. Viele meiner Designs sind recht schlicht, erzählen durch die Materialien und die Schnitte aber eine Geschichte. Einerseits habe ich durch das Aufwachsen in Deutschland und das Verständnis für die westliche Ästhetik, viele moderne Schnitte und Formen mit eingebracht. Andererseits habe ich auch asiatische Einflüsse, dank meiner Wurzeln, aus China und Vietnam mit einfließen lassen. Hierbei reicht die Kollektion von Bomberjacke, bis hin zu langen Kleider mit Schlitzen, die an die traditionellen Trachten aus Vietnam erinnern.
„Mode muss tragbar sein.“
Das finde ich zu mindestens und das wollte ich auch so rüberbringen. In den vergangenen 3 ½ Jahren meines Studium, habe ich gemerkt, dass ich auf keinem Fall, jemand bin, der zu viel macht, im Sinne von Accessoires, Verzierungen, Designs. Ich mag dieses „Schischi“ nicht. Ich mag es nicht, wenn Designs unbequem sind, man Kleider nicht tragen kann und wenn diese vor allem unpraktisch sind und nur nach einem simplen „WOW-Effekt“ schreien. Ich möchte, dass meine Designs für den Träger oder die Trägerin, wie eine zweite Haut ist. Sie muss sich gut anfühlen, einem Freiraum lassen und gleichzeitig der Person Stärke geben. Dazu brauche ich keine Swarowski-Steine, Perlen oder aufwändige Stickereien.
Und das ist auch das größte Kompliment, was mir meine Models bei dem Shooting, sowie bei den verschiedenen Shows machen konnten. „Ich fühle mich total wohl!“ und „Deine Sachen sind so bequem!“, waren die zwei Sätze, die mein Herz erwärmten, denn genauso sollen sich die Personen fühlen.
Seide, Wolle, Moiré, Jersey, Plissee, Baumwolle…
Auf meine Stoffauswahl bin ich besonders stolz. Ich finde, dass diese meine Kollektion erst so richtig spannend macht. Die Materialien ergänzen und erzählen auch die Geschichte. Beispielsweise erinnert mich der Moiré, der glänzend ist und eine Baumstruktur aufweist, an die Erzählungen meines Vaters, wie er und andere Flüchtlinge u.a. Rinde sowie Blätter aßen, als sie nichts anderes essbares hatten.
Der Keylook ist wohl der goldene mit den Haaren als Highlight, ein verstecktes Zeichen für die Vergewaltigungen und die Misshandlungen vieler Flüchtlinge und Menschen zu jeder Zeit.
Die Bomberjacke und das Turtle-Neck Kleid, wurden aus einem „Teddy“-Stoff aus Baumwolle designt und spiegeln für mich das unruhige Meer sowie die Struktur eines Sonnenbrands wider.
Auch die Bombardierungen während dem Krieg, die flüchtenden Menschen sowie die Schwere, wurden durch den schweren Jersey und dem Wollmix unterstrichen.
Gepaart mit vielen leichten Stoffen wie Plissee oder Seide, gibt es der Kollektion etwas friedliches, etwas unbekümmertes in einem solch leblosen Moment.
„Manchmal ist es gut Erwartungen zu erfüllen“
…und deswegen wollte ich unbedingt viel, viel schwarz mit einbringen. Es ist nicht nur ein dunkles und schwarzes Kapitel im Leben meiner Eltern, sondern auch der Zustand, der diese Farbe für mich ausdrückt. Sie symbolisiert genau wer ich bin.
In der Gesellschaft nicht akzeptiert zu werden ist für manchen alläglich und auch ich fühle mich ab und zu nicht akzeptiert, obwohl ich integriert bin. Ich bin hier geboren, bin meiner Meinung nach, mehr Deutsch als ich Vietnamesin oder Chinesin bin. Doch das wird in den seltenen Fällen akzeptiert. Und das sind einige der vielen Zustände und Aussagen, die für mich die Farbe schwarz ausdrücken: sie ist nicht nur ruhig, zurückhaltend und meditativ, sondern auffällig, provokant und eigen zugleich.
Vielleicht habe ich mich immer dazu gezwungen viel Farbe mit einzubringen (siehe letzte Kollektion) weil die Leute von mir sowieso schwarze Kleidung erwarten und irgendwie habe ich bei diesem Prozess gemerkt: „Warum nicht? Warum sollte ich nicht Designs entwerfen die nur schwarz sind?“ Ja, ich trage nur Schwarz und ich bin nicht unbedingt die Farbenfrohste hier, aber so bin ich nun mal, und das ist nicht schlimm. Ich mag es Akzente einzusetzen, in form von wenig Farbe und dass ist mir gelungen, denn dieses kuper/gold/something beschreibt für mich die kleine, aber doch anwesende Hoffnung meiner Eltern, zu überleben.
Und so lernte ich auch, dass es nicht schlimm ist, Erwartungen einzuhalten.
Das Fotoshooting
Wie ihr schon sehen konntet, sind die Bilder für das Lookbook sehr schlicht gehalten. Christoph Schaller war dafür die richtige Person, um meine Mode in Szene zu setzten. Die Location finde ich passend. Sie ist sehr geometrisch gestaltet, sehr kalt und kühl, dennoch strahlt es etwas zärtliches aus, der durch diesen roten Busch unterstrichen wird.
Auch die Auswahl der Models war mir sehr wichtig. Robyn ist selber ein Flüchtlingskind aus dem Kongo und symbolisiert für mich die heutige Zeit, da dieses Thema auch ein sehr aktuelles ist. Maomi hingegen ist für mich die Symbiose aus einer asiatischen Kultur (hier: Japan) mit einer Westlichen (hier: Deutsch) und stellt für mich die Vergangenheit dar.
Das Video
Anders als nun die Geschichte sowie das Lookbook, wollten Astronao von YIM+YAM und ich das Video witzig gestalten. Wir planen eher weniger, lassen vieles auf uns zukommen, was auch unsere Freundschaft und unsere Arbeit ausmacht.
Das Video ist deswegen auf einigen Klischees aufgebaut: Asiaten die Nägel machen und Ausländer die schlürfen und schmatzen…
Das Video ist wohl der beste Beweis dafür, aus einem Thema der Vergangenheit etwas Zeitgemäßes zu schaffen. Ich fühle mit meinen Eltern und kann mir diese Dinge auch vorstellen, doch eben nicht zu 100%, da ich es nicht am eigenen Leibe miterlebt habe. Dennoch wollte wir auch mit dem Video ausdrücken, dass wir nicht die Generation sind, die all dies erlebt hat, sondern eine Generation sind, die nun mit Klischees und Vorurteilen aufwachsen, gegen diese kämpfen und auch mit solchen Klischees Witze machen!
Nachdem ich euch nun sehr viel aufgeschrieben habe und mich euch gegenüber auch stückweit mehr geöffnet habe, bin ich sehr erleichtert darüber. Das Thema ist nicht unbedingt das einfachste, dennoch denke ich, dass ich es irgendwie ganz passabel gemacht habe.
Diese Kollektion ist nicht nur meinen Eltern gewidmet, sondern auch denjenigen, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben! Ihr habt mir geholfen, mich zu finden, mich auf meinem richtigen Weg zu begleiten und mir zu zeigen, dass ich nicht aufgeben soll.
Diese Kollektion ist an all diejenigen gewidmet, die sich manchmal komisch fühlen, sich nicht akzeptiert fühlen, aber trotzdem jeden Tag aufwachen und kämpfen.
Diese Kollektion ist an die Leute gerichtet, die offen sind und keine Vorurteile gegenüber Fremde haben.
Diese Kollektion ist für jeden.
Ich würde mich sehr über konstruktive Kritik und Feedback eurerseits freuen. Mich interessiert dabei was ihr davon hält? Seht ihr die Parallelen? Ist es verständlich? Wie findet ihr die Materialien, das Video und/oder das Lookbook? Ich freue mich über jeden einzelnen Kommentar! Vielen Dank für das durchlesen!
Love, Alice.
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/CREDITS
LOOKBOOK:
DESIGN – ALICE M. HUYNH (alicehuynh.com)
PHOTOGRAPHY – CHRISTOPH SCHALLER (christophschaller.com)
STYLIST — TIM T. ZIMMERMANN (boysuninvited.com)
HAIR & MAKE UP — OLGA HÖRNER
MODELS – ROBYN (blogwalk.de/robynbyn) & MAOMI
LOOKBOOK: AIVY PHAM (vipham.de)
VIDEO:
CREATIVE & ART DIRECTION – YIM+YAM (yim-yam.com)
DIRECTOR OF PHOTOGRAPHY – ASTRONAO (astronao.com)
EDITOR – HAO XU
FASHION DESIGN – ALICE M. HUYNH (alicehuynh.com)
STYLIST – TIM T. ZIMMERMANN (boysuninvited.com)
HAIR & MAKE UP – OLGA HÖRNER
MODELS – ROBYN (blogwalk.de/robynbyn) & MAOMI
MUSIC – RUSTIE VS LOOK AT ME NOW (NOVABAD EDIT)