NEW YORK: #22 – Der Mond über Manhattan

Wenn man mich so kennenlernt, scheint es erst einmal das Ich eher nicht so der romantische Typ bin, meine Wortwahl ist schroff, ich mag lässige Dinge und aufbrezeln für einen Mann tue ich ja eher gar nicht. Ich mag keine verliebten Pärchen, Händchenhalten, Rosen (igitt) und vor allem keine Pärchenfotos mit Herzen und so „I Love You“ Schrift! Nein, nein, nein, ich mag das nicht – aber wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich Single bin.

Doch umso mehr ich mich dagegen wehre, passieren mir dann doch romantische Dinge. Wenn ich so auf meine Beziehungen zurückblicke, kann ich eigentlich nichts von romantischen Dingen erzählen, weil wirklich nichts Romantisches war. Nun bin ich aber auch nicht in einer Beziehung, aber diese Verabredungen mit ihm, haben mir gezeigt, dass es noch höfliche und aufmerksame Männer gibt.
Und dann geschieht es ausgerechnet mir, diejenige, die eigentlich gegen alles Romantische ist, aber tief im Inneren die Kitsch-Liebes-Königin #1 ist (glaubt mir, ja, ich liebe Teddybären, Kerzen und Liebesfilme.) erlebe ich eine Szene wie in einem Film, man könnte ja fast schon sagen wie in einem amerikanischen Liebesfilm.
Es war wieder einmal ein Abend in Brooklyn: „The Brooklyn Star„, Südstaaten Essen, robuste Tische, Kerzenlicht und eine lockere Stimmung. Zum ersten Mal habe ich mich wie bei einem Date gefühlt, anders als die anderen Male wich ich Augenkontakten aus, versuchte aber immer wieder welche zu erhaschen und stürzte mich in wahnwitzige Unterhaltungen und Gesprächsthemen, da ich Stille bei Verabredungen sehr unangenehm finde. Nun bevor ich weitererzähle und ihr weiterliest, klickt nun auf das Youtube Video und hört diesem Klassiker mal etwas zu und/oder genießt gleichzeitig die Fortsetzung meiner Geschichte und Radiohead im Hintergrund.

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Radiohead – „Bullet Proof… I Wish I Was“, lief nun, während wir die Williamsburg Bridge mit dem Auto entlangfuhren, auf der Beifahrerseite war nun Long Island City zu sehen und der abnehmende Mond schien so nah wie noch nie zu sein. „Lass uns doch irgendwo parken und den Mond anschauen.“ – natürlich stimmte ich zu und überlegte mir, wann es das letzte Mal war, das ich den Mond beobachtet habe und mir viel auf, das ich eigentlich mir noch nie so richtig die Zeit genommen habe, den Mond einfach nur anzuschauen. Und so hielten wir an einer Straße, an der man den Mond sehen konnte, wir lehnten uns zurück und ich kuschelte mich in meine Lederjacke ein, den Kopf seitlich nach links gewandt, blickte an ihm vorbei und konnte meine Augen nicht von dem weißen strahlenden Mond lassen.Wir saßen also nur da, der Song lief im Hintergrund und wir beide waren still.

Nun denkt ihr euch sicherlich, was wohl geschehen mag: „Ein Kuss! Ein Kuss!“, werden die einen oder anderen laut denken. Nun, zu einem Kuss ist es nicht gekommen, nicht einmal ein Händchenhalten oder ein Arm-beim-Gähnen-Move, sondern einfach noch ein weiterer Song von Radiohead, eine Zigarette und angenehmes Schweigen.

Geduld ist eine Tugend.“ – und vor allem diese unzähligen Dates zeigten mir, dass ich doch eher ein ruhiger Mensch geworden bin, ab und zu muss ich mit meiner Geduld und doch noch temperamentvollen Charakter kämpfen, aber ich finde es sehr angenehm und beruhigend endlich auf jemanden zu treffen, bei dem es offensichtlich ist, was derjenige wohl vor hat (ist denn da überhaupt was, oder täusche ich mich?). Kurz und knapp: Heutzutage verlieben sich Menschen viel zu schnell, alle wollen gleich aufs Ganze, keiner nimmt sich mehr Zeit.

Was wird mir nun die Zeit bringen? Love, Alice.

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Foto: Christopher Klaus

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