I Am Not Your Chinadoll – Warum ich mehr bin als ein Party Motto, eine Massage & ein Glückskeks

I AM NOT YOUR CHINADOLL! – Kolumne über Sexismus, Cultural Appropriation, Fetishisierung der asiatischen Frau in westlichen Ländern / iHeartAlice.com


Gallery Weekend in Berlin ist einer der wohl spannendsten Wochenenden in dieser Stadt, gerade wenn das Wetter endlich wärmer wird. Die Galerien in der Hauptstadt füllen sich mit Kunstliebhaber und Kreativen aus der ganzen Welt, welche die universelle Sprache der Kunst schätzen.

Doch letztes Wochenende saß ich nun verwirrt / verärgert / geschockt da und las mir die Beschreibung einer Closing Party durch, zu der ich eingeladen wurde. Es blitze ein rotes Design auf, zu sehen eine entblößte (asiatische) Frau und ein Tiger, der über sie herfällt und sexuelle Handlungen ausübt. Seinen Ursprung findet dieses Bild in Japan, Shunga wird diese Kunst bezeichnet und stellt explizit sexuelle Handlungen dar. Ich schaue auf den Veranstalter und denke mir nichts weiter dabei, denn sie sind dafür bekannt zu provozieren und schockieren. Fein nach dem Motto: „Schlechte PR ist auch gute PR.“ – Nun hörte es nicht nur beim Design auf, sondern ging sogar so weit, dass ich mich persönlich angegriffen fühle und so einige Erinnerungen hochkommen.

Das Gegenteil einer Hommage
für asiatischer Ästhetik

Auf der Party gab es neben Glückskekse auch Massagen, alles unter dem Titel „Happy Ending“, eine offensichtliche Anspielung auf den leider noch sehr Weitverbreiten Stereotypisierung der gehorsamen und exotischen Sexarbeiterin. Man bedient sich an ethnische Klischees die einen ganzen Kontinent mit unterschiedlichen Kulturen, homogenisiert und in eine Schublade steckt, weil es eben gerade passt. Und damit verdienen sie sogar Geld.

Manch einer könnte meinen, dass es doch gar nicht so wild sei. „Das sei ja nur Spaß!„, und hier muss ich deutlich eingreifen und sagen. NEIN, ist es nicht. Irgendwann ist es kein Spaß mehr und irgendwann muss es stoppen.

Es hätte stoppen sollen,
… als der ältere Mann mich mit 12 gefragt hat, ob ich ihn heiraten möchte, um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen.
… als mir mein Date gesagt hat, das noch eine Asiatin auf seiner Bucketlist steht.
… als ein anderer Typ zu mir meinte, dass alle Asiatinnen die besten Frauen sind, da sie sich nie wehren & gehorsam sind.
… als man mich gefragt hat, in welchem Massage-Studio ich arbeite und ob ich „Happy Endings“ anbiete.
… als mein Freund angesprochen worden ist und gefragt wurde, aus welchem Katalog er mich bestellt habe.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Es sollte eine „Hommage asiatischer Ästhetik“ sein wie es in der Vergangenheit schon Dali, Picasso und Yves Saint Laurent gemacht haben, war einer der Begründungen, doch eines haben sie nicht bedacht: Die Künstler wussten, aus welchem Land in Asien sie ihre Inspiration holen und haben einen ganzen Kontinenten nicht einfach generalisiert, sie haben diese Kunst nicht aus seinem Kontext gerissen. Sie haben die Menschen und die Kulturen geschätzt und respektiert anstatt darüber Witze zu machen.

Das Statement der Beteiligten aller Parteien als auch Sponsoren, vor als auch nach der Veranstaltung zeigt mir, dass wir noch viel zu tun haben. Wenn man hier nicht versteht, wieso diese Veranstaltung ignorant, sexistisch und rassistisch ist und wirkte und man „anscheinend andere damit verletzt hat“, der hat sich wohl noch nie in die Lage der Menschen versetzt, die tagtäglich damit konfrontiert werden.Es ist eine Sache, es nicht zu sehen, aber eine andere es nicht zu verstehen, wenn man ein Privileg genießt, welches man für selbstverständlich hält und nicht jedem Vorbehalten ist.

In einer Zeit, in der unsere Welt durch Social Media, Internet, Reisen und Co. noch näher als zuvor rücken, sind Themen wie Rassismus, Cultural Appropriation, Sexismus, Stereotypisierung und Fetischisierung wichtiger denn je. Egal, aus welchem Kulturkreis, Kontinent, Ethnie und Geschlecht sie angehören. Denn es geht jeden von uns etwas an. Wir müssen miteinander reden, verständlich machen und uns wehren. In unserem Umkreis, mit Leuten aus der Branche, Institutionen und Co. Aufklären und Erklären – so lange, bis ihr es versteht.

Meine Wurzeln und meine Kultur sind kein Party-Motto & I am not your Chinadoll.

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Photo / Alice M. Huynh

6 Comments

  • 6 Jahren ago

    Großartiger Artikel. Selten so etwas gutes gelesen in der letzten Zeit und ein wichtiges Thema, sehr gut, dass du das ansprichst.
    Liebst, Sandra <3

    • 6 Jahren ago

      Vielen Dank meine Liebe! Wir müssen einfach mehr Lärm machen und es immer und immer wieder sagen! Ich weiß nicht mehr von wem ich es gehört habe, aber eine tolle Frau sagte mal: „Und wenn es euch nervt, werden wir immer und immer weitermachen bis es euch aus dem Hals raushängt und weiter!“ xx Alice

  • 6 Jahren ago

    Hey Alice!
    Ich liebe Deine Blogposts, finde Du sprichst immer wichtige Themen an! Auch hier wieder: Ein leider (!) sehr wichtiges. Ich finde es schlimm, was Du erleben musstest und was immer noch erlebt werden muss. Als Europäer nimmt man diese Tendenz mur selten wahr, weshalb Dein Post sehr dringend von vielen gelesen werden sollte.
    Ganz liebe Grüße
    Johanna

  • Nathalie
    6 Jahren ago

    Ein sehr wichtiges Thema, das du ansprichst. Sehr traurig, dass man solche offensichtliche Ignoranz und Diskriminierung heute noch erleben muss und dass bei einem PR-Event. Meine Mutter ist Filipina und ich durfte mir ähnlich respektlose Kommentare anhören wie z.B, ob mein Vater meine Mutter gekauft hätte und ob ich für solche Dienste auch zu haben wäre. So etwas in jungen Jahren zu hören, sorgt dafür, dass man sich zwischenzeitlich für seine Wurzeln schämt. Und warum? Nur weil ekelhafte Klischees in den Köpfen der Menschen stecken. Umso wichtiger finde ich, dass du dieses Thema aufgreifst.

  • Saskia
    6 Jahren ago

    Es ist wirklich unfassbar wie ignorant „Kultur“szene sein kann. Die Verantwortlichen haben sich wahrscheinlich auch noch nichtmal Gedanken gemacht. Rassisch, sexistisch, absolutes Stammtischniveau.

  • Johanna
    6 Jahren ago

    Wunderbar und wichtig, Alice! Würden keine solch schlimmen Zustände bestehen, müsste auch niemand Artikel schreiben, die offenbar einige Leute „nerven“. Mach weiter so!

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